Die Werbegesichter der "Generation Käfer":

Europa in den 50er Jahren. Der Krieg war vorbei und der rasch einsetzende Wirtschaftsaufschwung gab den Menschen wieder Sicherheit und den Mut, eine Familie zu gründen. So verwundert es wenig, dass ab den 50er bis in die späten 60er Jahre hinein sehr viele Kinder geboren wurden. Allein im Spitzenjahr 1964 gab es in Deutschland fast 1,4 Millionen Geburten. Zum Vergleich: In 2017 waren es nicht einmal 800.000. Die Generation, die in den 50er und 60er Jahren geboren wurde, bezeichnet man auch heute noch treffend als „Babyboomer“. 

 

Mit dem Wirtschaftsaufschwung stieg in den folgenden Jahren der Bedarf an einprägsamen Gesichtern in der Werbung. Ausgestattet mit einem „Photogen“ präsentieren uns damals geborene Models heute Produkte und Dienstleistungen, in Magazinen, Katalogen, im Fernsehen und im Internet. 

 

Werbung ist keine Domäne junger Menschen! Babyboomer-Models sind gefragter denn je. Sie dienen als Identifikationsfiguren für eine große Zielgruppe, die sich nicht mit 20 - 30-jährigen vergleichen möchte. 

 

Mit diesem Projekt wollen wir zum einen „Danke“ sagen. Und wir wollen zeigen, dass Fotogenität im Alter nicht verloren geht. Im Gegenteil. Schauen Sie also mal rein und entdecken Sie bekannte und unbekannte Gesichter. Lesen Sie spannende und persönliche Geschichten aus Privatleben und Model-Business. Lassen sie sich inspirieren von dem besonderen Spirit der 

PHOTOGENIC BABYBOOMER

Die Werbegesichter der "Generation Käfer" - Die Story zum Bildband:

Auf die Idee zu diesem Projekt ist der Mindener Fotograf Klaus von Kassel bei einem Shooting mit dem Model Maggie Menges gekommen. Nebenbei spekulierten beide darüber, wie viele Models es in dem Alter 50+ wohl geben mag und sie kamen zu dem Schluss, dass es sehr viel Sinn macht, für die große Generation der Babyboomer mit Gleichaltrigen zu werben. Schnell stand ein Gedanke im Raum: „Eigentlich müsste man über die Werbegesichter mal eine Reportage machen…". 

 

Dieser Gedanke war der Zündfunken für das Projekt: Eine Serie von Bildern und Geschichten über Models der 50+ Generation. Der Arbeitstitel „Photogenic Seniors“ wurde schnell verworfen, denn wer will schon ein Senior sein? Nach einigen Kreativrunden war der endgültige Name gefunden: Photogenic Babyboomer. Klaus von Kassel fasste noch einen weiteren Entschluss: Newcomer sollten in dem Projekt genauso vertreten sein wie aktive und ehemalige, hauptberufliche wie nebenberufliche Modelle. Da Babyboomer selbstverständlich ebenfalls mit der Zeit gehen: Auch Blogger oder Influencer wollte er berücksichtigen. 

 

Aus der Idee wurde nun ein professionelles Projekt. Um dem Grundgedanken und dem Titel wirklich gerecht zu werden, sollten selbstverständlich alle Models zwischen 1950 und 1969 geboren sein. Doch eine Frage galt es noch zu beantworten: Wie lässt sich die besondere Ausstrahlung von Ü50 Models mit all ihren Lebenserfahrungen am eindrucksvollsten festhalten? Klaus von Kassel erinnerte sich an ein Zitat des Kanadischen Fotografen Ted Grant: „When you photograph people in color, you photograph their clothes. But when you photograph people in black and white, you photograph their souls!” Der Fotograf traf eine Entscheidung: Jedes Model sollte auf jeden Fall in einer Situation in Schwarzweiß fotografiert werden. Und von Kassel ging sogar noch einen Schritt weiter: Alle Schwarzweißbilder wurden mit einem einheitlichen Licht- und Kamera-Setting aufgenommen. Sozusagen „gleiches Licht für alle“.

 

Für einen zweiten Ansatz gab er anschließend das Zepter sogar zu einem großen Teil aus der Hand: In der Regel werden Models für kommerzielle Shootings gebucht. Motiv, Outfit und Location werden dabei vorgegeben. Warum sollten also nicht auch die Models mal selbst „Regie führen“ und sich so fotografieren lassen, wie sie sich persönlich sehen? Diese aktive Mitarbeit der Models entwickelte sich zu einem kreativen Feuerwerk: Locations, Outfits und Scenes wurden gemeinsam festgelegt. Viele Bilder zeigen Situationen, in denen sich die Modelle vorher noch nie befunden haben. Einige Models wählten Motive oder Orte, die einen besonderen Bezug zu ihrer persönlichen Lebensgeschichte haben.

 

Verstärkt wird der individuelle Charakter der Shootings durch kleine persönliche, von den Models selbst verfasste Stories. Egal ob private Anekdoten, Geschichten aus dem Model-Geschäft oder bewegende Lebensbeichten: All diese Geschichten wurden bewusst nicht überarbeitet. Alles sollte möglichst unverfälscht bleiben.

 

„Photogenic Babyboomer“ ist ein authentisches und lebendiges Werk über die Werbegesichter der Generation Käfer geworden. Nachdem die Fotos in den vergangenen 12 Monaten zunächst in der Reihenfolge der Shootings auf der Website www.photogenic-babyboomer.com vorgestellt und bei Instagram gepostet wurden, erscheint im Oktober 2020 ein üppiger Bildband in der Größe von 28x28 cm. Insgesamt 30 Models werden darin vorgestellt. Und so unterschiedlich wie die Models aussehen, so vielfältig und spannend sind auch ihre Lebenswege und Geschichten. Ganz nebenbei ist „Photogenic Babyboomer“ damit auch noch zu einem Plädoyer für die Kostbarkeit des Lebens geworden.

 

„Photogenic Babyboomer“ ist nicht nur irgendein weiterer Bildband. Das Werk ist als fotojournalistischer Beitrag zu verstehen und soll die Arbeit und das Leben der Fotomodelle dokumentieren.

 

Die große Generation Babyboomer steht entweder nach wie vor fest im Berufsleben oder ist seit kurzem im Ruhestand und stellt somit auch eine wichtige und interessante Kaufkraft dar. Geprägt vom Zeitgeist der 68-er Bewegung und dem New Wave der 80-er Jahre verfügen sie meistens über einen „jungen Spirit“, handeln reflektiert und emanzipiert, sind politisch informiert und haben eine Meinung. Sie lassen sich vielleicht nicht so leicht manipulieren, wissen aber Qualität, Kultur und Werte zu schätzen, da sie meistens mit festen Regeln, in stabilen Familienverhältnissen wie auch in verlässlichen Gesellschaftsstrukturen aufgewachsen sind und als Gegenpol aber auch die Ideen der Hippiebewegung (selbst oder als Schüler dieser Lehrergeneration) erfahren haben.

Somit sind die vielen Geschichten des Projektes "echte Zeitreisen“, jede für sich individuell interessant, aber auch in ihrer Gesamtheit soziologisch wertvoll als Identifikation für Gleichaltrige. Doch die „Photogenic Babyboomer“ können auch als eine Art lebendiger Geschichtsunterricht für Jüngere dienen.

 

Und für alle, die selbst damit liebäugeln, ins Modelgeschäft einzusteigen: Da viele dieser Models eher „nebenberuflich“ arbeiten, könnten sie auch Orientierung bieten und ein realistisches Bild dieser Branche für Newcomer abbilden.

 

 

Die Produktion:

 

August 2019 - August 2020, 30 Models, 23 Städte, 10.000 gefahrene Kilometer

 

Die Models:

  • Baden-Baden: Joachim Ohmacht
  • Berlin: Anja Gilly, Brigitte Long
  • Bielefeld: Andreas Schröder
  • Duisburg: Oliver Koopmann
  • Düsseldorf: Bernd Funke, Barbara Lutz
  • Flensburg: Barbara Radtke
  • Haltern am See: Thomas Kunz
  • Hamburg: Ulli Hohmann-Fischer, Ole Andresen
  • Hannover: Maggie Menges, Vera Rittstieg, Angelika Manneck
  • Karlsruhe: Petra Petersen
  • Kassel: Jörg Becher
  • Kirchheim/München: Manuela Thoma-Adofo
  • Köln: Christine Heinrichs, Gabi Kaul
  • Ludwigsburg: Sabine Fuchs
  • Lübeck: Kirsten Franke
  • Mainz: Susanne Pandikow, Gerald Groh
  • Plauen: Evelyn Reismann
  • Salzhemmendorf: Matthias Wulf
  • Sonthofen: Petra Volz
  • Stuttgart: Alexandra Gutjahr
  • Heimbach: Christophe Larsson
  • Wolfsburg: Ewa Haas-Stark
  • Zürich: Marc Oliver-Stöcklin
     

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